Teil 2 Manuskriptauszug Anabella Freimann

Was hätte Brigitte Reimann jetzt wohl zu alldem gesagt? Jedes ihrer Bücher kannte Franziska, sie hatte alles mit ihr durchlebt, alle Männer mit ihr geliebt. Sie hatte mit gebangt, mit geweint, mit getrauert, mit getobt, mit gesündigt.

Wie war es ihr beim Lesen der Bücher von Brigitte Reimann ergangen? Von Seite zu Seite hatte sie mehr erkannt, dass sie in vielem wie Brigitte Reimann dachte.

Sie entdeckte sich selbst in dieser Frau. Wie stand es in einer Rezension, die in Zusammenhang mit dem Film über ihr Leben geschrieben wurde? „Die Reimann war eine Frau, deren Hunger auf Leben auch immer ein Hunger nach Liebe ist.“ Diesen „Hunger“ kannte Franziska nur zu gut. Und dieses ewige Auf und Ab der Gefühle ebenfalls. Eben erst Himmelhoch jauchzend, und schon wieder zu Tode betrübt. Glücklich allein ist die Seele die liebt. Glücklich allein? Nicht immer nur das.

„Ich bereue nichts“, schrieb Brigitte Reimann. Auch ich werde nichts bereuen, wenn ich es dann erlebt habe, ergänzte Franziska im Stillen. Und dann noch: Aber ich stehe erst am Anfang. Ich will noch so viel erleben!“

Im Radio hörte sie so ganz nebenbei und irgendwie gar nicht zufällig Udo Lindenberg singen. “ Hinterm Horizont geht’s weiter“ Und dann noch „Gegen die Strömung“. Also los, Franziska, schau nach, was hinterm Ehe-Horizont los ist. Und schwimme weiter gegen die Strömung.